Auf dem Weg nach Tromsø

Tromsø

Das Abenteuer hat begonnen. Pünktlich um 9 Uhr waren wir bei Viola versammelt. Das Gepäck im Auto zu verstauen verlief relativ glimpflich. So konnten wir unbeschwert nach Kiel aufbrechen, wo uns die Fähre der Color Line erwartete. Sogar die Fahrt durch den Elbtunnel ging super, obwohl ja wieder mal Röhren wegen Baumaßnahmen gesperrt sind. Welcher Fluss war noch mal über dem Tunnel? Na egal, Hauptsache trocken unten durch. Das Auto verladen war auch kein Problem und unsere Kabine fand sich bald. Trotz gebuchter Innenkabine hatten wir sogar ein Bullauge mit Blick aufs Meer. 

Schwieriger war es dann schon herauszufinden, wo dort 4 Betten versteckt waren. Nachdem auch diese Herausforderung gelöst war, ging es aufs Sonnendeck. Sonne gab es reichlich und Harald hatte zwei Flaschen Rotwein eingesteckt. Sportlerurlaub eben!   Der Trainingslauf musste heute allerdings ausfallen. Dafür gab es abends Pizza. Die Nacht an Bord war auch gut. Alle haben prima geschlafen und morgens begrüßte uns schon wieder die Sonne, jedenfalls an Backbord, während es an Steuerbord regnete. Montag, 10 Uhr: Die Fähre legt pünktlich in Oslo an, aber noch warten wir bis die Autoschlange von Bord rollen kann. Es dauerte ca. 30 min. bis wir wieder festen Boden unter den Rädern hatten. 

Noch ein letzter Blick auf unsere Fähre, die uns so entspannt nach Norwegen gebracht hat und dann zum nächsten Etappenziel auf der E6 Richtung Trondheim. Die Fahrt geht durch eine schöne Landschaft, häufig mit Blick auf verschiedene Seen. Auf der anderen Seite der Fahrbahn bauen sie jedoch einen Tunnel nach dem anderen. Die Idylle der Strecke wird also bald verschwinden.  Gegen Mittag und nur zwanzig Jahre danach kommen wir nach Lillehammer und besichtigen erstmal die Sprungschanze.   Wie bei vielen Olympiastätten versucht man, dass Ereignis in Erinnerung zu behalten. 

Doch ohne Veranstaltung spürt man wenig vom olympischen Geist. Ein Paar aus Neustadt a.Rbge, die mit Wohnmobil unterwegs sind, erzählt noch, dass damals Jens Weißflog gewonnen hat. In Lillehammer hatte ich dann mein erstes Softeis. Viola und Mirko entschieden sich für Lakritzeis, na ja, ist eben Geschmacksache. Ein Optiker hat mir kostenlos die ramponierte Brille gerade gebogen; war super nett. Mirko hat dafür beim Friseur einen halben Monatslohn gelassen. Aber vielleicht macht es ihn ja schneller.   Dann ging die Fahrt weiter bis Oppdal. Die Temperatur fiel inzwischen auf 5 C, weil wir einen Pass überquerten, stieg dann aber wieder auf 11 C.   Hier haben wir uns erstmal eine Hütte gemietet für die erste Übernachtung. Es gab norwegische Brötchen mit deutscher Wurst und Käse. Nur komisch, dass die Hütte zwar eine Miniküche hat, jedoch ohne Geschirr. Zum Glück hatte Harald noch vier Becher von der Fähre gerettet, so dass wir einen Schluck Rotwein trinken konnten.   

Dienstag: Die Nacht in der Hütte war gut. Wir haben Schlafsäcke dabei und auf den Etagenbetten liegt es sich ganz gut. Heute Morgen empfängt uns keine Sonne, trotzdem fühlt es sich im ersten Moment wärmer an. Doch das täuscht, nach kurzer Zeit sind die Hände schon wieder ziemlich kalt.    Mittags sind wir in Trondheim. Ein kurzer Aufenthalt für einen Imbiss und einen Blick in die Stadt und auf den Nidarosdom, die nördlichste gotische Kathedrale.    Noch 1142 km bis Tromsø, wir wollen aber auch erst Donnerstag dort ankommen. Immer noch keinen Trainingslauf, aber auch noch keine Elche und auch keine Trolle!   Um 17 Uhr passieren wir die "Grenze" zum Nordland, Land der Mitternachtssonne und des Polarlichts. Noch 850 km bis Tromsø, es zieht sich auf dieser kurvenreichen Straße ziemlich und das Wetter ist inzwischen auch ergraut. Eine dichte Wolkendecke über uns und immer ein leichter Regen. Nachdem sich das Wetter wieder etwas gebessert hat, konnten wir noch einen Abstecher nach Laksfors unternehmen. Hier sollen die Lachse springen, wenn sie ihre Laichplätze erreichen müssen.   In Mosjøen haben wir uns die nächste Hütte für die Nacht genommen. Nach dem Essen sind Viola und ich um 21 Uhr noch 8,5 km gelaufen. Abgesehen von der Wolkendecke war es taghell. Der Rest des Teams wählt Ruhe als Taktik der Vorbereitung.    

Mittwoch um 9:45 Uhr geht die Fahrt weiter. Heute überschreiten wir den Polarkreis 66* 34' Nord.    Gegen Mittag haben wir den Polarkreis erreicht. Es gibt einen großen Andenkenshop, damit wir den Moment auch nicht verpassen. Wir können der Versuchung kleine Polarkreise zu kaufen aber widerstehen. Dafür sah ich meinen ersten Elch, auch wenn er nur ausgestopft im Laden stand.  Auf der weiteren Strecke wurden wir heute mit Pacecar einspurig durch einen Tunnel geleitet. Auch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, wäre sicher beim Elbtunnel auch super einsetzbar. Nachdem wir noch eine kurze Überfahrt mit einer Fähre hatten, sind wir am frühen Abend jetzt in Narvik gelandet. Die Hütte mit einem tollen Blick auf den Herjangsfjord. Das Wetter hat sich leicht gebessert und es sind morgen nur noch 245 km bis Tromsø.     

Auf dem Weg nach Tromsø sind wir zunächst bei Vikran durch einen Tunnel unter dem Fjord gefahren. Aber auch Tromsø selbst hat einige Tunnel zu bieten, hier sogar mit Kreisverkehr. Anschließend überfuhren wir die Tromsøbrücke, 1036 m lang und 36 m hoch. Mit dem Auto nicht das Problem, aber wir werden sie auch beim Marathon zweimal überqueren müssen. Um 14:38 Uhr waren wir am Campingplatz und die Hütte noch nicht fertig. Also mussten wir noch mal in die City und es gab das erste Mack Bier, gewöhnungsbedürftig aber trinkbar. Jetzt sitzen wir in der Hütte und hoffen, dass der Regen aufhört, damit wir eine Runde laufen können.     Inzwischen haben wir Norwegen fast vollständig durchfahren und ich komme zu dem Schluß, dass es weder Elche noch Trolle gibt.   Jedenfalls haben wir jetzt nur noch 42,195 km vor uns, auch wenn Viola angesichts der Brücke noch zweifelt. Vielleicht findet sich ja dort ein kleiner Marathon-Troll, oder ein Elch, der uns beflügelt.   

Donnerstagabend sind Viola und ich wieder 6 km gelaufen. Besser gesagt nachts, denn es war schon nach 23 Uhr und faszinierend, dass es uns bei der Helligkeit nicht wie nachts vorkommt. Leider fing es an zu regnen und deshalb haben wir etwas verkürzt.    Freitagmorgen ist es immer noch trübe; das Wetter hält sich wirklich konstant. Harald hat schon früh als Erster von uns die Brücke in Laufschuhen überwunden. Wir heben uns dieses Erlebnis für Samstagnacht auf.  Heute Morgen gab es ein leckeres Frühstücksbüffet. Wir waren vom Campingplatz eingeladen, weil es mit der Buchung kleine Missverständnisse gab.    Nach dem Frühstück haben wir uns auf den Weg gemacht, die Startnummern zu holen. Dazu mussten wir auch schon mal die Brücke testen, aber noch im Spaziergang. Geht man hier durch die Stadt, fällt positiv auf, dass jedes Auto stoppt, sobald man die Straße betritt. Und dafür bedarf es nicht mal eines Zebrastreifens. Anschließend sind wir ins Polaria, einem Arktis-Museum. Das reicht dann für heute an Kultur. Obwohl wir dann noch in die Ølhallen eingekehrt sind, der nördlichsten Brauerei. Harald hatte ein Pils, ich hatte ein Arctic-Bier.    

Zum Abendessen gab es heute Scampis, die auch ausgesprochen lecker waren. Als kleines Schmackerl hat uns Viola dann noch eine "Bifi" aus Rentierfleisch mitgebracht. Egal, wie wir über die 42 km kommen, die Reise ist schon prima, wenn nur diese Brücke mit den 40 Höhenmetern nicht wäre.  

Samstagmorgen: Der Start rückt näher. Wir grübeln etwas über die Möglichkeiten. Es gibt kleine Startnummern für Kleiderbeutel, aber die sind nicht selbstklebend, wie üblich und Kleiderbeutel gibt es erst recht nicht. Da es nach Dauerregen aussieht, wäre etwas trockene Kleidung nach dem Ziel eigentlich ganz schön. Dabei hatten wir doch Mitternachtssonne gebucht. Neu ist auch, dass an der Strecke nicht die absolvierten km angezeigt werden, sondern die restlichen. Also kann man nicht nach der üblichen Zwischenzeitentabelle laufen. Ist bei dem Wetter vielleicht eh egal.    Und so war es dann auch. Erfreulicherweise hatte es um 14:30 Uhr aufgehört zu regnen und es blieb auch trocken. So mussten wir nur mit der Kälte kämpfen. Kurz vor dem Start gab es noch ein warmup, ähnlich einer Aerobicstunde. 3 Frauen auf einer kleinen Bühne haben die Läufer animiert. War ganz lustig; ich habe Viola beauftragt, dass wir so etwas jetzt sonntags auch machen. 

Der Start erfolgte pünktlich und das Feld lief erstmalig auf die Brücke zu. Die Steigung war am Anfang noch ganz gut zu bewältigen. Dann ging es auf ziemlich gerader Strecke am Fjord entlang bis zur ersten Wendeschleife nach 10 km. Bereits auf dem Stück merkte man, dass nicht nur das Wetter ziemlich kalt war, sondern auch die Getränke an den Verpflegungsstellen. Der Rückweg zur Brücke war auch noch ganz gut zu laufen; das Teilstück war ziemlich flach und nach einiger Zeit leuchtete schon die Eismeerkathedrale, die am Fuß der Brücke steht. Auch die zweite Brückenüberquerung war für mich noch ganz gut zu bewältigen. Damit war die Hälfte geschafft. Der zweite Teil führte uns zum Flughafen und war mit seinen kleinen langen Steigungen und Gefällen richtig ekelig. Inzwischen spürte ich auch die Kälte stärker und erste Krämpfe deuteten sich an. Also waren ab km 30 Gehpausen angesagt, die bei der Kälte aber auch zusätzliche Probleme machten. Es ging nur noch darum, irgendwie ins Ziel zu kommen; meistens lief ich nur noch die Bergabpassagen. Den Anderen ging es im Grunde ähnlich. Viola kämpfte zusätzlich mit der Schlusszeit, weil das Ziel nach 5:30 Std. geschlossen wird. Aber wir haben es alle geschafft und können daher trotzdem stolz sein.

  • Viola - 5:25:25 h Mirko - 5:19:11 h Harald - 4:45:53 h Erwin - 4:14:35 h  

Jetzt konzentrieren wir uns auf den gemütlichen Teil der Reise und zu Hause werden wir dann überlegen, ob mehr Training die Anstrengungen des nächsten Laufs erleichtern würde.     Am Sonntag sind wir mit der Seilbahn 400 Meter hoch auf den Berg, wo es eine tolle Aussicht auf die Stadt und den Fjord gab. Zum aufwärmen gab es warme Waffeln mit Blaubeermarmelade. Montag haben wir noch die Mack-Brauerei besichtigt und natürlich auch Bier testen müssen. Einer der Gründer kam damals aus Braunschweig und der Hopfen wird immer noch aus Deutschland bezogen. 

Es gibt allerdings so viele Sorten, von Arctic über Eisbär bis Weihnachtsbier, dass wir nicht alle Geschmacksrichtungen probieren konnten. Als Belohnung für den Marathon hatten wir heute Walsteak zu Abend. Schmeckt eher wie Rind, war sehr mager und eine neue Erfahrung - kurz gesagt lecker. Dienstagmorgen beginnt die Rückfahrt. Wir wollen die Route über Schweden wählen. Es besteht auf jeden Fall eine gute Chance, dass wir es morgen Abend schon etwas wärmer haben.      Um 9:00 Uhr sind wir gestartet. Da wir über Schweden zurück fahren, müssen wir zunächst ein Stück durch Finnland. An einer Raststätte essen wir Rentier-Sandwich. Schmeckt prima. Die erneute Überquerung des Polarkreises in Schweden ist dann weniger spektakulär. Dafür scheint die Sonne wieder konstanter gemischt mit sehr schönen Cumuluswolken. 

Wir fahren bis Moskosel und mieten eine Hütte für die Nacht direkt am See; super Aussicht! Es werden selbst geräucherte Forellen angeboten, die wir natürlich unbedingt probieren müssen. Anschließend gibt es Rotwein mit Blick auf den See und die Abendsonne. Ein Dauercamper aus Hamburg unterhält uns dabei mit seinen Schwedenerlebnissen. Um 22 Uhr freuen wir uns noch auf ein Fußballspiel; übertragen wird Griechenland gegen Elfenbeinküste. Das Spiel wird für uns spannender durch einige Stromausfälle auf dem gesamten Campingplatz.    Mittwoch 9:00 Uhr starten wir erneut, die Sonne scheint, ein einsames Rentier kreuzt die Straße.  Später sahen wir auch noch eine größere Gruppe. Die Fahrt war etwas ungünstig, weil diesmal der Campingplatz nicht dort auftauchte, wo es für uns günstig gewesen wäre. So landeten wir in Särna, dadurch haben wir morgen aber nur noch 350 km bis Oslo, wo wir ein Hotel gebucht haben und noch etwas von der Stadt sehen möchten. Die Fähre geht dann Freitag um 14 Uhr.

Die restliche Fahrt nach Oslo war zügig bewältigt. So konnte Harald früh feststellen, dass er uns für den nächsten Tag ein Hotelzimmer reserviert hat. Wir hatten aber Glück, dass noch Zimmer frei waren und auch hotel.de lies beim umbuchen mit sich reden. So machten wir uns auf, die Stadt zu besichtigen. Kaum am Schloß angekommen, erwischte uns ein dicker Platzregen, der sich zu einem länger anhaltenden Gewitter entwickelte. Darum gingen wir aus der Not heraus erst mal etwas essen. So einen Burger hatte von uns jedoch noch keiner gesehen. Während Mirko und Harald danach das Deutschlandspiel sahen, saßen Viola und ich gemütlich unter einer Markise mit Heizstrahler. 

Mit ausreichender Geduld lies dann auch der Regen nach und so konnte wir noch die Oper besichtigen. War schon ziemlich eindrucksvoll, auch wenn in der Umgebung noch reichlich gebaut wird und es erst 2018 alles fertig sein soll. Nach einem guten Frühstück und kleinem Rundgang durch die Stadt, ging es dann um 12 Uhr zur Fähre, die pünktlich um 14 Uhr Richtung Kiel ablegte. Wir bekamen wieder eine Außenkabine. Nur das Wetter war nicht so schön wie auf der Hinreise. Die Fahrt mit der Fähre war angenehm. Abends haben wir uns ein sehr leckeres Grillbüfett gegönnt. Die Auswahl an Fleisch und Meeresfrüchten war riesig. Wir haben alle viel zu viel gegessen. Um 10 Uhr legten wir an. Die letzten km nach Hannover schaffen wir auch noch. Damit endet eine tolle Reise.