Letzten Samstag war der Marathon in Springe. Eine Beschreibung der Veranstaltung findet ihr in unserer Termin-Seite dafür. Mit der Regionalbahn fuhr ich nach Springe, ich war als Einziger hingefahren. Die meisten anderen hatten gerade letztes Wochenende in Barcelona den Marathon gerockt und genossen ihre verdiente Pause. Es heißt zwar Springe-Deister-Marathon, jedoch laufen nicht so viele Läufer (aber immerhin 100 von 707) die volle Marathon-Distanz (Ergebnisliste). Das liegt sicherlich an der Strecke, die nur zehn Kilometer lang ist, und für den Marathon muss man vier Runden drehen. Der Termin liegt zudem sehr früh im Jahr, und die meisten laufen höchstens einen oder zwei Marathons im Jahr. Da sind größere Veranstaltungen mit Rundkursen in größeren Städten wie Frankfurt, Hamburg, Berlin oder Hannover für die meisten attraktiver.
Ein wild entschlossenes Häuflein
Nichtsdestotrotz ist die Veranstaltung nicht soo klein und es nahmen dieses Jahr 707 Läuferinnnen und Läufer teil. Am populärsten war dabei der 10 km-Lauf, aber auch mehrere Hundert liefen den Halbmarathon. Die Leute nutzen den Wettkampf als Vorbereitungsrennen auf die Saison, z.B. den Hannover Marathon im Mai. Nachdem ich zu Fuß durch ein menschenleeres Springe den Sportpark gefunden hatte, fand ich eine überraschend volle große Turnhalle vor. Es gab keine wirkliche Marathon-Messe wie bei vielen anderen Stadtläufen, aber ein paar Stände waren schon da und vor allem doch einige Läufer, wie die oben genannte Zahl von 707 nahelegt.
Trans-Sibirien-Express
Ich startete über 10 km, und um 12:30 ging es los. Die Runde führt zunächst gefühlt bergauf bis zum Deister. Über freies, schneebedecktes Feld liefen wir. Nein, wir liefen nicht, man muß wirklich sagen, wir quälten uns ein bisschen. Die paar Grad Minus waren nicht so schlimm. Aber der eisige Wind blies derart stark, daß Verschiedene sich in Windschattenlaufen versuchten, was auch durchaus Kraft gespart haben dürfte. Nichtsdestotrotz schien die Sonne die ganze Zeit vom strahlend blauen Himmel, man hätte die schöne Deisterlandschaft also durchaus genießen können, wenn man denn ein Auge dafür gehabt hätte.
Windschatten war gegen meinen Stolz, und ich fand auch niemand, der das passende Tempo lief und groß genug gewesen wäre. Also versuchte ich, weiter nach vorne zu kommen, was dazu führte, daß sich in meinem Windschatten (ich bin 1,96m) immer einige Leute fanden. Da dachte ich mir: so nicht, gab noch etwas Gas, wo die meisten dann nicht lange mithielten.
Stehgeiger
Trotz gefühlt durchaus vorhandenem Einsatz wollte das Tempo einfach nicht schneller werden. Beim letzten 10km-Lauf in Mühlenberg - ebenfalls im Schnee, durfte ich mich über 45min auf 10km freuen. Man möchte bein nächsten Lauf natürlich ungern schlechter sein. Böser, Ehrgeiz, böser. Sitz, aus! nützt nichts, läufst du einmal auf Zeit, willst du nicht langsamer werden.
Es war jedoch nichts zu machen. Zumindest ließ der scharfe Wind nach, als wir den Deister-Rand erreicht hatten und die 5km-Marke hinter uns ließen. Ich fand jemand, der mich eine Weile zog, das war auch angenehm. Dann eine dieser Begegnungen, die einen bei kürzeren Läufen immer wieder erstaunen: Ein Vater mit seinem ca. neun- oder zehnjährigen Sohn (vielleicht war er auch elf oder gar eine Tochter?). Egal. die waren mit erheblichem Tempo unterwegs. Respekt für die Jugend. Ich hätte das früher nicht gebracht. Bleibt zu hoffen, daß die Eltern ihre Kinder nicht zu sehr zum Laufen peitschen und der Spaß im Vordergrund steht. Die beiden erschienen mir jedoch "sauber" und der Sohn schien Spaß zu haben. Ich denke mir auch immer, daß die Selbstbestätigung, den ganzen Erwachsenen zu zeigen, was eine Harke ist, enorm ist für die Kids.
Back to Springe
Zwischendrin legte ich mich in dem glatten Schnee noch einmal auf die Klappe. Das war aber bis auf den Schreck harmlos, denn auf Schnee rutscht man auch gut, und es tat nix weh. Dann kamen wir raus aus dem Wald und endlich mit wenig oder sogar Rückenwind auf Asphalt an der Bundesstraße lang. Hier ging es bergab, und man konnte endlich versuchen, etwas aufs Tempo zu drücken. Da es aber immer noch nicht wollte, akzeptierte ich schließlich Plan B, zumindest mit 47:30 ins Ziel zu kommen, was dann auch bis auf sieben Sekunden klappte. Im Zielspurt übersah ich den Fotografen, weshalb das Zielfoto nur bedingte Lebensfreude ausstrahlte.
A smoke in the Sun
Nun kam endlich der angenehme Teil. Es gab ausreichend Duschen mit ordentlich warmem Wasser. Wie super. In der Umkleidekabine suchte ich gemeinsam mit anderen Teilnehmern nach einem Konsens, wie viele Minunten wir denn von der Zeit abziehen dürften, um unsere wahre Leistung wiederzuspiegeln. Es wurden zwar drei vorschglagen, das erscheint mir aber doch übertrieben. Na ja, Ausreden hatten wir alle genug :)
Ich platzierte mich dann mit Kaffee und Zigarillo bewaffnet im Zielbereich und schaute mir noch die durchaus respektablen Zeiten der ankommenden Halbmarathonis an. Rauchen mitten unter Läufen fühlt sich richtig klasse verboten an. Die Ersten sehe ich sonst selten durchs Ziel kommen. Respekt für alle, die bei diesen Bedingungen einen Halbmarathon oder gar Marathon absolvierten: Da heißt es beißen. Publikum an der Strecke gab es kaum, und bei dem Wetter schon gar nicht. Der Erste kam bei 1:16:35 durchs Ziel. Hut ab.
Ob ich nächstes Jahr wieder dabei bin: mal sehen. Ich weiß jetzt jedenfalls, was mich erwartet. Als Training war das mit Sicherheit super, und die Veranstaltung war prima organisiert. Und 3 Euro Startgeld, und für nochmal drei Euro das Zielfoto - also da kann man nicht meckern. Rock on, Springe!