Radfahren auf dem Elbradweg

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Ein Reisebericht von Harald Ring 

Die Elbe ist ein mitteleuropäischer Strom, der in Tschechien entspringt, durch Deutschland fließt und in die Nordsee mündet. Die Elbe hat eine Länge von fast 1.100 km und fließt vom Riesengebirge bis nach Cuxhaven. Leider war es uns nicht vergönnt so lange Urlaub zu haben, sodass wir uns nicht die gesamte Elbe „vornehmen“ konnten und so sind wir „nur“ vom Süden von Hamburg bis nach Dresden mit dem Rad gefahren.
 

Wir beide, meine Partnerin Susanne und ich, sind keine erfahrenen Radfahrer und so waren wir uns sicher, dass wir von den gut 600 km, die wir uns vorgenommen hatten, bestimmt ein gutes Stück mit der Bahn fahren werden. Gesagt getan! So sind wir dann am 03.08.2014 mit dem Zug über Göttingen nach Hamburg und dann nach Winsen (Luhe) gefahren. Bedingt durch eine Verspätung und des Verpassens des Anschlusszuges sind wir dann gegen 21:00 Uhr in Winsen angekommen. Nachdem wir herausbekommen haben, wie der „Geheim-Code“ für die Eingangstür des Hotels war konnten wir dann ins Hotel Storchennest hinein. Trotz großer Hitze konnten wir nicht das Fenster öffnen, denn wir befanden uns wohl an der Hauptzufahrtstrasse nach Hamburg oder Paris oder wo auch immer hin.

1. Etappe: Winsen (Luhe) - Bleckede

Nach einem ausgiebigen Frühstück und natürlich der Mitnahme von Proviant für die „lange“ Strecke, sind wir am 04.08. in Richtung Bleckede gestartet. An sich sollten dies nur 54 km sein, aber dort gab es so viele „schöne“ Radwege, die uns auch eingeladen haben, sodass wir dann am Abend auf gut 70 km gekommen sind. Das Wetter war genau richtig, kein Wind, kein Regen und zwischen 20 und 25 Grad warm. Übernachtet haben wir im Elbhotel, da es hier sonst nur Privatpensionen gab. Das besagte Elbhotel befand sich aber gerade im Umbau und in der Sanierung, sodass unser Zimmer noch teilweise im Bauzustand war und der Kleiderschrank voll Werkzeug lag.

2. Etappe: Bleckede – Lenzen (Elbe)

Dennoch gab es ein gutes Frühstück und wir konnten uns am 05.08. aufmachen nach Lenzen. Da wir nun schon geübt waren, haben wir uns nur einmal verfahren und sind dann schon nach 70 km in Lenzen angekommen. Hier haben wir im Gästehaus des Burghotels geschlafen. Lenzen selber ist ein schöner kleiner Ort, der zum großen Teil sehr gut erhalten ist, aber dennoch ein schönes „Ost–Flair“ hat.

3. Etappe: Lenzen (Elbe) – Havelberg

Die Weiterfahrt am 06.08. nach Havelberg war von der Stecke und vom Wetter wunderschön. Immer wieder haben nette Biergärten zur Rast eingeladen, sodass es nicht ganz einfach war, auch diese ca. 70 km zu meistern. Die Hansestadt Havelberg ist ein wunderschöner Ort mit Stadtinsel, Dom und vielen Einzeldenkmälern und liegt genau an der Mündung der Havel in die Elbe. Wir selbst haben in der Inselpension geschlafen, die wohl überwiegend von Radfahrern aufgesucht wird. Hier ging es etwas „rustikal“ zu und so waren auch die Zimmer und das Frühstück gut und einfach.

4. Etappe: Havelberg - Tangermünde

Der Weg am 07.08. nach Tangermünde führte uns durch Ortschaften wie Werben, Berge, Kannenberg, Büttenhof, Rosenhof usw. Die Strecke an sich war nicht so schön und immer weit ab der Elbe und auch das Wetter war an diesem Tag durchsetzt, aber dann kam Tangermünde. Eine traumhafte Ortschaft! Wir haben uns um 300 Jahre zurückversetzt gefühlt. Tangermünde hat einen wunderschönen historischen Stadtkern, eine Stadtmauer mit drei Toranlagen, ein historisches Rathaus und natürlich die wunderschöne Stephanskirche. Alles sehr sehenswert. Geschlafen haben wir im Hotel Exempel. Ein Haus, welches bestimmt mehr als 300 Jahre alt ist, aber in einem super Zustand. Jedes Zimmer ist anders und hat einen eigenen Namen. Wir haben im Zimmer „die Flotte Else“ übernachtet.

5. Etappe: Tangermünde - Hohenwarthe

Nach einem sehr üppigen Frühstück sind wir dann am 08.08. um 09:30 Uhr nach Hohenwarthe aufgebrochen. Wir wollten aber über Fischbeck fahren, um zu sehen, ob von der Elbüberflutung noch Schäden zu sehen sind. Doch davon konnte man fast nichts mehr sehen. Alle Häuser waren wieder gut hergerichtet. Die Strecke war wunderschön und abwechslungsreich. In Hohenwarthe ist eine Wasserkreuzung. Dort treffen sich die Elbe und der Elbe-Havel-Kanal, der dann zum Mittellandkanal wird. Wir haben im Hotel Waldschänke übernachtet. Tolle Unterkunft mit Biergarten, von dem man direkt auf die Elbe blicken konnte. Bei tollem Wetter konnten wir hier lange draußen verweilen.

6. Etappe: Hohenwarthe - Aken

Am 09.08. morgens ging es dann weiter nach Aken über Schönebeck (WELTRAD Fahrradmanufaktur) und Barby mit einem kurzen Besuch bei der Tante von Susanne in Magdeburg. Aken ist bekannt durch das Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer Forst. Die Kleinstadt selbst war wohl früher ein großer Industriestandort, von dem aber nur noch heruntergekommene und nicht mehr im Betrieb befindliche Anlagen übrig sind. Wir sind in einer wunderschönen Fahrradpension mit dem Namen „Drei Kastanien“ untergekommen. Die heutigen 75 km haben mich geschafft und ich war froh als wir dort waren und bin auch gleich nach dem Abendessen schlafen gegangen.

7. Etappe: Aken - Pretzsch

Am 10.08. hatten wir die „größte“ Tour vor uns. Wir wollten bis Pretzsch fahren. Dies sind wohl „nur“ 85 km, aber für mich als nicht geübten Fahrradfahrer kam ich schon an meine Grenze. Für Susanne, die volltrainiert ist und mit einer „Rennmaschine“ gefahren ist, war dies natürlich nichts! Die Strecke führte über Dessau, Coswig, Lutherstadt/Wittenberg und Elster (Elbe). Dessau und Coswig sind noch sehr heruntergekommene Ortschaften und laden nicht zum Verweilen ein. Leider war die Lutherkirche wegen Renovierung geschlossen, so mussten wir die hierfür eingeplante Zeit in einer Eisdiele verbringen. Da Susanne wie immer TOP Fit war, ist sie noch über eine Stunde durch den Wörlitzer Park gelaufen. Ich habe die Zeit zur Regeneration genutzt und mich seelisch und moralisch auf das Weiterfahren vorbereitet. In Pretzsch haben wir im Parkhotel übernachtet. Wunderschönes Hotel mit „DDR-Flair“. Hier standen viele vollfunktionsfähige Trabis auf dem Hof und diese konnten für Ausflüge gemietet werden.

8. Etappe: Pretzsch - Riesa

Von Pretzsch ging es dann am 11.08. wieder über 80 km nach Riesa über Torgau, Belgern (Marktplatz mit 6 Meter hohem, steinernem Roland) und Strehla (Stadtkirche, Schloss und Tiergarten). Wieder hatten wir wunderbares Wetter und sind durch eine herrliche Gegend gefahren. Bis auf die Ortschaft Aussig. Dort war jedes zweite Haus eingefallen und die anderen sahen wie nicht bewohnbar aus. Wir sahen auch kaum Menschen und so wirkte der Ort wie eine Geisterstadt. Überall auf der gesamten Strecke an der Elbe lang waren alle paar Kilometer wunderschöne Biergärten. Nur heute nicht. Entweder gab es in der Ortschaft kein Lokal oder „Montags Ruhetag“. So mussten wir uns bis zum Nachmittag „hinschleppen“, um endlich ein Weizenbier zu bekommen. Riesa hat eine schöne Klosterkirche und ein Kloster. In Riesa haben wir im 4-Sterne Hotel Mercure übernachtet. Hier gab es einen extra Preis für Radler. 83,- € im Doppelzimmer mit super Frühstück und Begrüßungsgetränk. Essen waren wir am Abend im Brauhaus Hämmer-Bräu. Den halben Liter Bier gab es für 2,90 € und die großen Portionen beim Essen waren auch gut bezahlbar.

9. Etappe: Riesa - Dresden

Nun kam schon der letzte Fahrradtag am Elbradweg. Am 12.08. sind wir über Meißen und Radebeul nach Dresden gefahren. Dies waren dann nur noch ca. 60 km. Meißen hat eine wunderschöne Altstadt mit Markt, einen Burgberg mit Dom und natürlich die Frauenkirche. Radebeul ist durch Weinanbau und das Karl-May-Museum bekannt. Die Vororte von Dresden waren nicht wirklich schön. Dresden entpuppte sich erst kurz vor dem Zentrum als wunderschön. Wir sind um ca. 15:00 Uhr in unserer Unterkunft „Hotel am Waldschlösschen“ angekommen. Ich war mit meiner Kraft am Ende und musste mich erst einmal ausruhen. Susanne, die wieder TOP Fit war, ist sofort weiter in die Innenstadt und noch 3 Stunden inklusive Einkaufen durch Dresden gelaufen. Ich habe mir dies lieber aufgehoben für die nächsten 2 Tage in Dresden.

Ausflug nach Bad Schandau

Am Mittwoch, den 13.08. sind wir mit der Deutschen Bahn ohne Fahrrad nach Bad Schandau (8 km von der Tschechischen Grenze) gefahren, um dann mit einem Raddampfer der Weißen Flotte 3,5 Stunden mit mehreren kurzen Stopps auf der Elbe zurück nach Dresden zu fahren. Ein einmaliges Erlebnis, welches sicher der Höhepunkt unserer Reise war. Vorbei an Königsstein, Rathen, Pirna, Heidenau und dann unter dem „Blauen Wunder“ zurück nach Dresden.

Ausflug zur Gläsernen VW-Manufaktur

Den zweiten Tag in Dresden sind wir dann mit den Fahrrädern durch die Vororte von Dresden, durch die Dresdner Heide vorbei an den Schlössern Albrechtsberg, Lingnerschloss und Eckberg dann über das „Blaue Wunder (Loschwitzer Brücke) durch den Großen Garten zur Gläsernen Manufaktur gefahren. Dort haben wir uns noch die Handfertigung des Phaetons ansehen wollen. Wir nahmen an der Führung durch die gläserne Manufaktur teil, aber gefertigt wurde bedingt durch die Werksferien nichts. Wenn gefertigt wird, werden hier nur 29 Autos pro Tag hergestellt – Welch eine Verschwendung der Anlagen, welche nur 7,5 Stunden an 5 Tagen max. genutzt werden! Zum Schluss sind wir dann noch einige Stunden durch Dresden gelaufen. Natürlich inklusive Frauenkirche, Schloss, Zwinger, Semperoper usw. Den Abend haben wir im Biergarten mit Blick auf die Elbe und die Waldschlösschen Brücke ausklingen lassen.

Leider ging es dann auch schon wieder am 15.08. zurück. Wir sind mit dem Fahrrad über die Neustadt und Altstadt zum Bahnhof gefahren. Hier haben wir um 11:00 Uhr den Zug zurück nach „Westdeutschland“ genommen. Insgesamt sind wir über 650 km gefahren und wir können sagen: Tolle Strecke, super Erlebnis und unheimlich viele wunderschöne Eindrücke bei bestem Wetter gehabt. Die Route können wir beide nur weiterempfehlen.

Harald Ring